Eisenbahn – In Deutschland

Vor 1920 existieren in den deutschen Staaten eine Reihe von eigenen Staatsbahnen und keine zusammenhängende Eisenbahn.
Dies waren unter anderem die Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen, welche ab 1840 entstand und ab 1872 unter dem Namen firmierte. Dies war die einzige Bahn auf deutschem Boden, welche anfangs auf Breitspur, anstelle der Normalspur verwendete. Dies wurde 1846 dann revidiert, als sich herausstellte das alle Nachbarländer die Normalspur benutzten.
Mehrere Bahnstrecken in Baden wurden zwar von privater Hand gebaut, allerdings vom Staat betrieben, später teils ganz übernommen.

Preußen und das Dampfross

Im Jahr 1838 wurde die Eisenbahn auf preußischem Territorium gegründet. Dieses Unternehmen war, wie andere auch, privat finanziert. Erst 1850 hat der preußische Staat die erste eigene Eisenbahngesellschaft finanziert.
Nach dem Preußisch-Österreichischem Krieg 1866 wurden verschiedene Bahnen entweder durch Aufkauf oder Annexion der preußischen Aufsicht unterworfen. Zwischen 1880 und 1888 wurden dann viele Privatbahnen verstaatlicht.
Die Bahnen selber agierten als eigene Betriebe und entwickelten eigene Fahrzeuge und hatten eigene Betriebsorganisationen. Dies führte mitunter dazu das jede Gesellschaft eigene Werkstätten, Verwaltungen, etc. unterhalten mussten.

Das Königreich Württemberg hatte schon 1825 angefangen zu überlegen das Land verkehrstechnisch zu erschließen. 1843 war es dann soweit, das die erste Staatsbahn das Licht der Welt erblickte. Es war ausdrücklich gewünscht das die Zweigstrecken, der dort begonnenen Hauptstrecke von privaten Investoren betrieben werden sollten.

Im Königreich Bayern wurde 1844 die Königlich Bayerische Staatseisenbahnen gegründet, welche bis zur Eingliederung in die Deutsche Reichsbahn das zweitgrößte Streckennetz (nach der Preußischen Staatsbahnen) besaß.
Nachdem schon 1835 zwischen Nürnberg und Fürth Privatbahnen schon erfolgreich Strecken aufgebaut hatten, begannen 1841 die Planungen für die Hauptstrecken des Netzes.
1856 wurden angesichts angespannter Kassenlagen, ein Gesetz verabschiedet um private Eisenbahngesellschaften zu zulassen.
Die gegründeten Bahnen wurden bis 1909 aus verschiedenen Gründen, teilweise in die staatliche Gesellschaft übernommen.

Friedrich-Franz-Eisenbahn

Die Friedrich-Franz-Eisenbahn, des Großherzogtums Mecklenburg wurde im Jahr 1864 in Betrieb genommen. Bis dahin war die einzige Eisenbahnlinie die preußische Berlin-Hamburg-Bahn, welche schon 1846 in Betrieb genommen wurde. Die Friedrich-Franz-Eisenbahn geriet während des Baus einer Strecke nach Lübeck im Jahr 1868 in finanzielle Schwierigkeiten, worauf sie 1870 verstaatlich wurde. 1875 wurde die Bahn dann erneut privatisiert. Diese Privatisierung bestand bis 1890, bis die Gesellschaft erneut verstaatlicht wurde.

Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn entstand erst relativ spät, im Gegensatz zu den anderen deutschen Bahngesellschaften. Dies war bedingt dadurch das Oldenburg relativ dünn besiedelt war und eine Eisenbahn lange Zeit aufgrund der finanziellen Lasten nicht tragbar war.
Bei dem Kauf von einem Gebiet am Westufer des Jadebusens, welches später in das heutige Wilhelmshaven überging, durch Preußen, wurde vereinbart dass die zukünftige Marinebasis einen Eisenbahnanschluss erhalten soll. Zuerst wurden auf Oldenburgischen Boden verschiedene Bahnen unter fremden Eigentümern gebaut. Diese gingen dann 1867 in die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahngesellschaft über.

Im Jahr 1869 wurden die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen gegründet und bis 1918 betrieben.
Nach dem Bau der privaten Leipzig-Dresdner-Eisenbahn 1839 befasste sich auch der sächsische Landtag mit dem Thema. 1841 wurde eine Gesellschaft gegründet, die einen Strang nach Bayern bauen und betreiben sollte. Da der Bau den Kostenrahmen sprengte, sprang hier der Staat ein und verstaatlichte die Gesellschaft anschließend.

Im Jahr 1896 schlossen die Staaten Preußen und Hessen einen Staatsvertrag ab, der das Ziel hatte die private, hessische Ludwigs-Eisenbahngesellschaft zu verstaatlichen. Dies war die Gründung der Preußisch-Hessischen Eisenbahnbetriebs- und Finanzgemeinschaft.

Gründung der Deutsche Reichsbahn

In den Jahren der Weimarer Republik wurde die Deutsche Reichsbahn (DR) gegründet. Dies geschah mittels Staatsvertrags, der die ehemaligen Länderbahnen in die Hoheit des deutschen Reiches unterstellte.
Diese so geschaffene Gesellschaft sollte komplett an die Reparationsgläubiger verpfändet werden. So wurde 1924 die staatliche Gesellschaft Deutsche Reichsbahn geschaffen. Hierdurch blieb das deutsche Reich Eigentümer der Gesellschaft. Im gleichen Jahr wurde die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft gegründet, da die vorherigen Aktionen den Siegern des ersten Weltkriegs nicht weit genug gingen. Die Deutsche Reichsbahn wurde im gleichen Jahr wieder aufgelöst. Die neue Reichsbahn wurde mit Kapital versorgt, aber hatte auch gegenüber den Siegerländern Reparationen zu zahlen. 1932 wurde die Gesellschaft von Ihren Verpflichtungen befreit, die sie erheblich belasteten.

Der zweite Weltkrieg

Eisenbahn mit Schienen1937 wurde die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft wieder unter Reichshoheit gestellt und erhielt ihren alten Namen Deutsche Reichsbahn zurück. Während des zweiten Weltkrieges hatte die Reichsbahn eine wichtige logistische Aufgabe für Truppenverlegungen. Während des Krieges bemühte sich die DR die angegliederten und eroberten Netze und Transportmaterialien in ihr System einzufügen. Hierdurch erreichte sie bis zum Kriegsende noch erhebliche Möglichkeiten was die Truppenverlagerung anging. So wurden 1944 noch Panzerverbände aus Ungarn für die Ardennenoffensive erfolgreich verlegt.
Einzig der Einmarsch in die Sowjetunion bereitete der DR Probleme, da hier die sog. Breitspur, anstelle der deutschen Normalspur verwendet wurde. Da die Sowjettruppen es schafften nahezu alles Rollmaterial zu vernichten oder mitzunehmen, mussten die Strecken auf die Spur der DR umgenagelt werden. Zwischen Juni und Oktober 1941 schaffte die DR es über 16000 km Schienen zu modifizieren um sie mit ihrem normalen Rollmaterialien zu benutzen.

Nach Beendigung des Krieges gingen die Teile der DR, die außerhalb der festgesetzten deutschen Grenzen lagen an die Staaten der jeweiligen Gebiete über.

Nach dem Krieg

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die Besatzermächte den Betrieb der Bahn in den jeweiligen Zonen. Zuerst wurden drei Betriebsleitungen der jeweiligen Besatzungszonen gegründet in denen jeweils mehrere Reichsbahndirektionen zusammengeschlossen wurden. 1947 wurde diese dann nochmals zusammengefasst und als Deutsche Reichsbahn im Vereinigten Wirtschaftsgebiet umbenannt. 1949, mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde die Gesellschaft dann in Deutsche Bundesbahn umbenannt.
Einzig die Netze des Saarlandes wurden aus dem französischen Besatzungsgebiet herausgelöst und waren bis 1957 eigenständig. Bei der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik wurde die Eisenbahnen des Saarlandes dann der Deutschen Bundesbahn angegliedert.

Westdeutschland

Von 1949 bis 1993 wurde der Betrieb der Eisenbahn in Westdeutschland vom Staatsbetrieb Deutsche Bundesbahn gewährleistet.
Der in Berlin operierende Teil der Westdeutschen Bahngesellschaft wurde als Deutsche Reichsbahn aus statusrechtlichen Gründen weiter geführt.
Aufgrund der Massenmotorisierung sah sich die Deutsche Bahn einen immer schärferen Wettbewerb mit der Straße gegenüber. Entsprechend verlor die Bahn Anteile am Verkehrsmarkt.
Im Laufe dieses Wettbewerbs legte die Staatsbahn Nebenstrecken, die als unrentabel galten, still. Dieser Trend hat sich auch danach weiter fortgesetzt.
So wurde im Jahr 2001 die Regierung davon in Kenntnis gesetzt das man von 590 Mrd. Zugkilometern nur 533 Mrd. als „bedarfsgerecht“ angesehen habe. D.h. das mehr als 500 Fahrgäste pro Tag mit den entsprechenden Linien fahren würden. Ebenfalls war die Deutsche Bahn AG der Meinung dass auf zahlreichen Linien zu viele Fahrzeuge eingesetzt wurden. Hierzu wurde der Vorschlag gemacht, diese Strecken (vor allem im Osten Deutschlands) höher vom Steuerzahler bezuschussen zu lassen.
Erst in den 90er Jahren versuchten die neu gegründeten Verkehrsverbünde alte Nebenstrecken wieder zu reaktivieren.

Ebenfalls hatte der Gütertransportbereich auch stark gelitten. Aufgrund des Rückgangs im Stückgutversand wurde dieser Bereich vollständig stillgelegt, was viele Rangierbahnhöfe unnötig machte. Diese wurden daraufhin ebenfalls geschlossen. Im gleichen Zeitraum ging aber auch der Transport von Gütern wie Eisenerz oder Kohle zurück.

Und im Osten?

In der DDR wurde die Deutsche Reichsbahn als Teil der alten Deutschen Reichsbahn weiter betrieben. Die Deutsche Reichsbahn hatte ebenfalls den Auftrag den Betrieb in den Westsektoren Berlins zu gewährleisten. Dies führte mitunter zu Streitigkeiten da West und Ost unterschiedliche Rechtsauffassungen vertraten.
Der Beginn der Wiederaufnahme des Betriebs nach dem zweiten Weltkrieg stellte sich als schwierig heraus, da die DDR zu hohen Reparationszahlungen an die Sowjetunion verpflichtet worden war. Um diese gewährleisten zu können wurden auf allen zweigleisigen Strecken ein Gleis entfernt. Diese Strecken sind teilweise bis heute nicht wieder hergestellt worden.

Im Jahr 1949 wurden nahezu alle verbliebenen Privatbahnen von der DR im Gebiet der DDR übernommen. Hierdurch wurde der innerdeutsche Grenze überschreitende Verkehr nahezu vollkommen unterbunden.
Ab 1968 begann die DR mit dem Transport von Containern. Hierzu wurden viele Containerbahnhöfe gebaut, zwischen denen Ganzzüge verkehren konnten. Bis 1970 erhielten viele Streckenteile ihr altes, zweites Gleis zurück. Danach wurde begonnen die noch im Einsatz befindlichen Dampflokomotiven durch dieselbetriebene Fahrzeuge zu ersetzen.
Zeitweise wurde über das Netz der DR mehr als doppelt so viel Güter transportiert, als auf dem doppelt so großen Netz der Deutschen Bundesbahn im Westen. Während im Westen der Anteil der Beförderungen mit der Bahn weiter schwand, erreichte die DR 1986 einen Anteil von 86%.
Auch wenn dies ein hoher Erfolg war, so wirkten die wirtschaftlichen Probleme der DDR sich auch auf den Staatsbetrieb aus.

Die 90er Jahre

Anfang der 1990er Jahre musste die Deutsche Bundesbahn (wie andere Bahngesellschaften in Europa auch) auf einen abnehmenden Verkehrsanteil der Schiene zurückblicken. Dies war der zunehmenden Motorisierung der Bevölkerung geschuldet. Und weitere Prognosen sagten eine Zunahme des Autoverkehrs voraus, so dass die Politik der Bahn verordnetete Anteile zurück zu gewinnen. Hierbei wurden es als ineffizient betrachtet, dass die Bahn ein staatlicher Monopolbetrieb war. Mit der EG-Richtlinie 91/440/EWG wurde der europäische Eisenbahnmarkt umstrukturiert und die Behörden wandelten sich zu Unternehmen. Auch sollte das Netz von Verkehrsleister getrennt werden, so dass Mitbewerber Einzug erhalten konnten.

Bis 1993 erwirtschaftete die Deutsche Bahn 7,9 Mrd. Verlust. Hinzu kamen noch die Verbindlichkeiten der ehem. Deutschen Reichsbahn, welche in das Vermögen der Deutschen Bahn überführt worden sind. Hierdurch entstand das größte Eisenbahnverkehrs und Eisenbahninfrastrukturunternehmen in Mitteleuropa.
Am 1. Januar 1994 wurde die Deutsche Bahn AG (DB) beurkundet und gegründet und sollte fortan Gewinne erwirtschaften.
Hier geschah dann das, was in den meisten Fällen von Fusionen geschah. Es wurde massiv Personal abgebaut. Auch wurden zwischen 1996 und 2011 etwa 5200 Nebenstrecken still gelegt und der Fokus auf die ICE-Strecken gesetzt. Auch die Anzahl der Bahnhöfe und Gleisanschlüsse wurden reduziert, so dass viele Regionen nicht mehr mit der Schiene erreichbar sind.
1999 wurde dann im Zuge der zweiten Reformstufe die Bereiche für Fernverkehr, Güterverkehr und Nahverkehr, sowie Fahrweg und Personenbahnhöfe in Aktiengesellschaften umgewandelt. Hierdurch wurde eine erhöhte Transparenz erhofft. 2002 sollte dann die Holding der DB aufgelöst werden.
2003 sind weitere Geschäftsbereiche (DB Energie, DB Services, DB Fuhrpark, DB Telematik) gegründet worden. Derzeit existieren über 1000 Tochterunternehmen (z.B. DB Schenker, DB Regio, etc.) der DB, welche teilweise international tätig sind.
Nur noch die Hälfte des Umsatzes wird dabei durch den Schienenverkehr erwirtschaftet. Die andere Hälfte wird durch Transport und Logistik, sowie andere Dienstleistungen umgesetzt.
Ein Teil des Umsatzes wird dabei über Verkehrsverträge mit der öffentlichen Hand erwirtschaftet. Der Unterhalt und Ausbau der Infrastruktur wird ebenfalls bezuschusst. Diese Zuschüsse machen ungefähr 10 Mrd. pro Jahr aus.

Börsengang der Deutschen Bahn AG

Bis 2006 wollte der Aufsichtsrat der DB das Unternehmen an die Börse bringen um eine Kapitalerhöhung zu vollziehen.
In 2008 wurde ein anteiliger Verkauf des Unternehmens an Investoren angestrebt. Hierbei sollten maximal 49,9% der Anteile verkauft werden, so dass die Bundesrepublik Deutschland die absolute Mehrheit behielt.
Hierzu wurden verschiedene Modelle berechnet und diskutiert. Im Verlauf der Diskussionen wurde der Anteil der Infrastruktur herausgenommen. Das bedeutete das die Kaptialprivatisierung nicht die Netze und Bahnhöfe beinhaltete. Nun sollten nur noch die Bereiche Personenverkehr, Logistik und Dienstleistungen teilweise veräußert werden. Dazu wurde der übergeordnete Bereich DB Mobility Logistics AG gegründet in denen die Bereiche gebündelt wurden.
Gegner der Teilprivatisierung befürchten anhand des Beispiels Großbritanniens an, das nach dem Schritt die Qualität des Angebots sich verschlechtert und Strecken teilweise komplett still gelegt werden. Dies wird damit begründet dass die DB nach der Veräußerung zusätzlich zu den laufenden Kosten auch noch Dividende an die Aktionäre zahlen muss. Hier wird von Seiten der DB 3-4% ausgegangen. (Zum Vergleich: Die Dividenden bei DAX-notierten Unternehmen liegt in der Regel bei 2-3%.) Weiterhin befürchten Gegner der Privatisierung dass der Staat auch in Zukunft die gezahlten Zuschüsse nicht kürzen kann.
Im Jahr 2008 wurde wegen der Finanzkrise die gewünschte Teilprivatisierung auf unbestimmte Zeit verschoben. 2011 wurde der Börsengang dann vollständig abgesagt.

In einem aktuellen Bericht des SWR spricht das Eisenbahnbundesamt davon, dass die DB AG teilweise auf Kosten der Sicherheit an der Instandhaltung ihrer Anlagen spare.
Die DB spricht hierbei davon das sie 40% mehr Eigenmittel in die Instandhaltung aufwende als der Bund in der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung festgelegt habe.

Im nächsten Teil will ich mich mit den schon erfolgten Privatisierungen und den Auswirkungen in verschiedenen Ländern befassen.

Quelle:
de.wikipedia.org
swr.de
eurailpress.de
wie-wie.de